Literatur-Werkstatt Paradox
Unglaublich, aber paradox.
Soziale Monarchie
Mauerhelden

Es lebe die soziale Monarchie!

 

Die Gegner der Monarchie nach 1945 haben es sich wirklich zu einfach gemacht.

Da diskriminierten sie die Leser der Yellowpress als Schlachtenbummler übriggebliebener europäischer Königshäuser.

Da kolportierten und diffamierten sie die heimelige Nostalgie der sprichwörtlichen Sehnsucht nach dem „alten Kaiser Wilhelm“.

Und sie verkannten den Wunsch der romantischen Neo-Monarchisten, sich doch nur im Schatten der königlich-kaiserlichen Architektur zu sonnen: die Burg, das Schloss, die Residenz.

Als Ergänzung zu den nicht bombenzerstörten aber mangels Substanzpflege maroden Burgen in deutscher Flusslandschaft erhoffte man nun den Wiederaufbau der alten Imponierbauten:

der Gemäuer im Zuckerbäckerstil des Wilhelminismus zur Prestigesteigerung bis zur Überschreitung der patriotisch-nationalistischen Schallgrenze.

Manche Politiker der Bonn-Berliner Demokratie fürchten die dumpfe Atmosphäre des

brachliegenden Platzes im Herzen der Hauptstadt; -auch die Bundeskanzlerin assoziiert die architektonische Leere mit dem Tod („Wir müssen uns schnell daranmachen, diesen herausragenden Platz zu beleben.“).

Baumaschinen müssen rollen für den Sieg über den Stillstand, -dort wo früher die Todfeinde der Demokratie mit den unterschlagenen Einkommen der niederen Bevölkerung ihre 50-Zimmer-Villa aus dem Boden gestampft hatten.

Aber wer will da von dumpfer elitärer Wiederbelebung sprechen, wenn es das Volk der Demokratie selbst ist, das den Ruf nach Haupt- und Seitenflügeln des Hohen Adels erschallen lässt.

Wenn so viele andere soziale Leistungen wegfallen, stellen geschickt arrangierte Surrogate einen wertvollen Beitrag zum neuen sozialen Frieden dar.

Neben der sozialen Marktwirtschaft entsteht dann ein weiterentwickeltes Modell der Demokratie: die soziale Monarchie.

Denn Soziale Monarchie schafft Arbeit: durch den massiven Einsatz von 1-Euro-Jobbern im Stile einer klassischen Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme wird dafür gesorgt, dass die letzten Millionen Arbeitslose auch noch von der Straße kommen.

Zur Verteidigung der ungestörten bauwirtschaftlichen Entfaltung genügt dann die Umgestaltung des sozialen Rechtsstaats nach dem Modell 1984.

Vivat!



Die Braunschweiger sind mit welfischem Hauruck vorausgeeilt.



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